Aufgrund von veränderten Kundenerwartungen, politischen Bewegungen und neuen Erkenntnissen aus den Sozialwissenschaften müssen sich Führungskräfte von Treuhandunternehmen heute stärker denn je mit Fragen rund um Unternehmensverantwortung und Ethik auseinandersetzen. In diesem Blogbeitrag gibt es Denkanstösse, was ethisches Handeln im Treuhandwesen bedeuten kann.
Ethik ist die Lehre und die Theorie vom Handeln entsprechend einer Unterscheidung von Gut und Böse. Gegenstand der Ethik ist die Moral, die unter anderem von kulturellen Normen geprägt ist. Wirtschaftsethik beschäftigt sich laut dem Gabler Wirtschaftslexikon mit der moralischen Bewertung von wirtschaftlichen Systemen und sucht nach Möglichkeiten für gesellschaftliche Kooperationspotenziale. Angesichts zunehmender Kritik am marktwirtschaftlichen System gewinne die Vermittlung von normativem Orientierungswissen im Hinblick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zunehmend an Bedeutung.
Die heutige Unternehmensethikforschung fokussiert stark auf Fragen zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen, die oft als Corporate Social Responsability (CSR) bezeichnet wird. Zur CSR – und somit zur Wirtschaftsethik – gehören unter anderem das Sicherstellen menschenwürdiger Arbeitsbedingungen für alle Mitarbeitenden und Partner:innen einer Organisation, die Reduktion von Umweltbelastungen oder der Einsatz für Gleichstellung zwischen den Geschlechtern. Ethisch handelnde Unternehmen werden von der Öffentlichkeit in der Regel als verantwortungsbewusster und vertrauenswürdiger wahrgenommen als die Konkurrenz, was ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Viele Entscheidungsträger:innen der Generationen Y und Z akzeptieren umwelt- oder gesundheitsschädliches Verhalten von Konzernen und soziale Missstände heute nicht mehr stillschweigend. Diese Entwicklung können sich Treuhandunternehmen mit konsequent durchgesetzten ethischen Standards und einer durchdachten CSR-Strategie zunutze machen.
Diese Ethikfragen sollten sich Treuhandunternehmen stellen
Im Rahmen der Definition der Ethik-Standards sollten sich Führungskräfte von Treuhandunternehmen unter anderem mit folgenden Themen befassen:
- Arbeiten Sie und Ihr Team stets sorgfältig? Handeln Sie im Arbeitsalltag korrekt und verantwortungsbewusst?
- Befolgen Sie jederzeit alle für Ihre Arbeit relevanten Gesetze? Wie geht man in Ihrem Treuhandunternehmen mit Schlupflöchern und Grauzonen um?
- Gibt es Unternehmen oder Branchen, für die Ihr Treuhandunternehmen prinzipiell nicht arbeitet? Sind diese Grenzen allen Mitarbeitenden klar?
- Wissen Sie, welche Ihrer Mitarbeiter:innen bestimmte Mandate wie beispielsweise Projekte für Alkohol- oder Tabakfirmen aus persönlichen Gründen ablehnen würden? Wie geht die Führungsetage damit um?
- Kommunizieren Sie allfällige Interessenskonflikte gegenüber bestehenden und potenziellen Kund:innen transparent?
- Wie sieht es mit der Lohngleichheit aus in Ihrem Treuhandunternehmen? Werden Männer und Frauen in Ihrem Treuhandunternehmen für gleiche Arbeit gleich bezahlt?
- Werden alle Mitarbeitenden unabhängig von Geschlecht, Alter, Muttersprache, sexueller Orientierung und Religionszugehörigkeit fair behandelt und können sich weiterentwickeln?
- Ist die Arbeitslast in Ihrem Team gerecht verteilt? Verschaffen Sie sich regelmässig einen Überblick, wie stark einzelne Teammitglieder ausgelastet sind? Berechnen Sie Puffer ein für kurzfristige Anfragen?
- Haben Sie Vorkehrungen getroffen, um die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden zu schützen und zu fördern?
- Wie reagieren Sie, wenn Sie in der Buchführung oder Budgetplanung eines Unternehmens entdecken, dass bei der Produktion Arbeitsgesetze oder gar Menschenrechte nicht eingehalten werden?
- Welche Prozesse haben Sie vorgesehen, wenn Ihre Kund:innen versuchen, Steuern zu hinterziehen?
- Wo ziehen Sie bei Steueroptimierungen die Grenzen? Gelten diese Richtlinien für alle Mandate gleichermassen?
- Wie kann Ihr Treuhandunternehmen bei ausgewählten Projekten erhöhte Compliance-Anforderungen einhalten?
- Wissen Sie, wo sensible Daten gespeichert werden? Können Sie garantieren, dass Kundendaten in der Schweiz bleiben?
- Ist Ihnen bewusst, worauf Sie bei der Wahl von Treuhandsoftware achten müssen, damit sie datenschutzkonform ist und Ihre Kundendaten bestmöglich vor Cyber-Kriminellen und IT-Katastrophen wie Überschwemmungen oder Bränden geschützt sind?
- Geben weder Sie noch Ihr Team vertrauliche Informationen ohne Erlaubnis weiter?
- Ist auf Ihrer Unternehmenswebsite ein Hinweis angebracht, wenn Sie personenbezogene Daten der Website-Besucher:innen sammeln?
- Gibt es in Ihrem Treuhandunternehmen eine für alle Mitarbeitenden geltende Regelung bezüglich der Annahme von Geschenken? Falls ja: Wer überprüft, ob diese Regeln befolgt wird?
- Haben Sie Massnahmen getroffen, um die Umweltbelastungen Ihres Treuhandunternehmens zu reduzieren, indem Sie beispielsweise unnötige Reisen vermeiden und wann immer möglich papierlos arbeiten?
Extratipp: Mit der voll automatisierten Treuhandsoftware Accounto sind keine Papier-Belege mehr notwendig. Ihre Kund:innen können sämtliche Belege oder Dokumente mittels weniger Klicks auf Accounto hochladen, wo sie automatisch gesichert werden und Ihr Team sie einsehen und bearbeiten kann. Erleben Sie in einer unverbindlichen Live-Demo, wie Accounto Ihr Treuhandunternehmen auf dem Weg zur Papierlosigkeit begleitet. - Wie überwachen und garantieren Sie die Einhaltung ethischer Standards in Ihrem Treuhandunternehmen?
Bedenken Sie, dass es auf Ethikfragen oftmals keine allgemeingültige Antwort gibt. Neben Gesetzen und Branchenstandards können auch sich ändernde Kundenerwartungen, Fallbeispiele, Verhaltenskodizes von Berufsverbänden und sozialwissenschaftliche Studien als Richtlinien dienen. Das Bauchgefühl sollte ebenfalls nicht komplett vernachlässigt werden.
Wieso Diversität im Führungsteam zu besseren Ethik-Entscheidungen führt
Insbesondere Traditionsunternehmen mit einer längere Firmengeschichte sollten ihre Ethik- und Moralstandards in regelmässigen Abständen hinterfragen und prüfen. Die Definition, was ethisches Handeln bedeutet, ist nicht statisch. Sie verändert sich laufend und es ist wichtig, dass Sie als Führungskraft sich dieser Veränderungen bewusst sind. Schaffen Sie ein konstruktives Umfeld, in dem Mitarbeitende Ethik-Bedenken äussern und Vorschläge für ethischere Geschäftspraktiken oder Vorgehensweisen machen können. So erkennen Sie potenzielle Probleme frühzeitig. Zahlreiche Studien belegen, dass Diversität in der Führungsetage von Unternehmen zu höheren Ethik-Standards führt. Diversität in Ihrem Führungsteam bringt nämlich vielfältige Erfahrungen, Hintergründe und Sichtweisen mit sich und kann dazu beitragen, eine breitere Palette von ethischen Fragestellungen und Herausforderungen zu erkennen – und zu bewältigen.